Krankschreibung: Darf mir mein Chef trotz Krankheit Aufgaben geben?

Lesezeit: 3 minArbeitsrecht
Ein Mann sitzt mit einem Taschentuch verschnupft vor seinem Lapop. @Prostock-Studio - iStock

Die Temperaturen werden kälter und damit steigt in den Betrieben der Krankenstand. Die Arbeit muss dennoch erledigt werden. Darf Ihr Chef Sie dafür einspannen – trotz Krankheit? Wir klären auf, was Ihr Recht ist.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Ihre Genesung darf nicht gefährdet werden.

  • Ihr Vorgesetzter hat Ihnen gegenüber eine Fürsorgepflicht.

  • Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung ist kein Arbeitsverbot.

  • Wenn Sie sich fit genug fühlen, dürfen Sie in Absprache mit Ihrem Chef Aufgaben erledigen.

Chef hat Fürsorgepflicht

Ihre Chefin beziehungsweise Ihr Chef hat Ihnen gegenüber eine Fürsorgepflicht. Diese bezieht sich auch darauf, Ihre Genesung nicht zu gefährden, wenn Ihnen Aufgaben aufgebrummt werden, die Ihren Gesundheitszustand noch verschlimmern.

Ihr Vorgesetzter darf Sie also nicht zwingen, zu arbeiten. Während der Krankschreibung sind Sie von der Arbeitspflicht befreit.

Wann sind Sie arbeitsunfähig?

Arbeitsunfähig zu sein bedeutet, dass Sie aufgrund von Krankheit Ihre ausgeübten Tätigkeiten nicht mehr ausführen können oder nur unter der Gefahr, dass sich dadurch Ihre Erkrankung verschlimmert, wie der Gemeinsame Bundesausschuss auf seiner Internetseite schreibt.

Aber es geht noch weiter: Arbeitsunfähigkeit besteht auch dann, wenn wegen eines Krankheitszustandes, der für sich allein noch keine Arbeitsunfähigkeit begründet, absehbar ist, dass aus der Ausübung der Tätigkeit gesundheitliche Probleme erwachsen, die eine Arbeitsunfähigkeit unmittelbar hervorrufen.

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Wussten Sie: Zwar sollen Sie sowohl bei der Arbeit als auch in Ihrer Freizeit nichts tun, was Ihre Genesung gefährdet. Das bedeutet aber nicht, dass Sie nicht das Haus verlassen dürfen. Sie dürfen unter Umständen sogar krank in den Urlaub fahren. Wichtig ist immer, dass Sie Ihre Genesung nicht gefährden.

Müssen Sie E-Mails checken?

Sie müssen keine E-Mails lesen, wenn Sie krank sind. Wenn es um wichtige Informationen geht, über die kein anderer Mitarbeitender verfügt, kann Sie Ihre Chefin oder Ihr Chef jedoch anrufen. Dies gilt aber nur im Notfall, wenn er die Informationen tatsächlich nicht anderweitig besorgen kann. Ihr Vorgesetzter darf Sie aber nicht unter Druck setzen, dass Sie wieder zur Arbeit erscheinen sollen.

Arbeiten trotz AU – geht das?

Eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU) ist kein Arbeitsverbot. Sie dürfen also trotz Krankschreibung arbeiten, wenn Sie sich dazu in der Lage fühlen. Sie sind auch ganz normal unfall- und krankenversichert.

Die AU ist ein offizielles Dokument, worin eine Ärztin oder ein Arzt bestätigt, dass Sie aufgrund Ihrer Krankheit nicht in der Lage sind, zu arbeiten. Auch ist es eine Prognose, wie lange dieser Zustand voraussichtlich andauern wird.

Wussten Sie:An 1,3 Tagen durchschnittlich arbeiteten Angestellte im Jahr 2023 laut Statista, obwohl sie an diesen eigentlich krankgeschrieben waren. Die krankheitsbedingte eingeschränkte Arbeitsfähigkeit war in den Jahren zuvor sogar noch höher: Im Jahr 2020 waren es demnach durchschnittlich 2,7 Tage. Das Arbeiten trotz Krankheit hat sogar einen eigenen Namen: Präsentismus (Englisch: sickness presenteeism).

Dennoch sollten Sie darauf achten, sich nicht zu belasten. Ihre Genesung steht an erster Stelle.

Rückkehr ins Büro trotz Krankschreibung

Kommen krankgeschriebene Mitarbeitende trotz einer Krankschreibung ins Büro, muss sich der Vorgesetzte zunächst vergewissern, ob sie tatsächlich auch in der Lage sind, wieder zu arbeiten. Die Erklärung des Arbeitnehmenden, dass sie oder er wieder gesund ist, reicht dafür in der Regel aus. Eine Gesundschreibung müssen Arbeitnehmer:innen nicht vorlegen.

Aber auch Sie als Arbeitnehmende trifft eine Fürsorgepflicht: Nämlich, Ihre Erkrankung nicht zu verheimlichen. Das gilt zumindest dann, wenn Sie aufgrund Ihrer Erkrankung Ihre Arbeit nicht nachkommen können.

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Aus welchen Einzelteilen sich ein Vertrag zusammensetzt und welche Fallen und Folgen es dabei zu beachten gilt, erfahren Sie in diesem Ratgeber.

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Erklären Sie sich damit einverstanden, gewisse Aufgaben zu übernehmen, trotz Krankschreibung, ist dies ebenfalls in Ordnung. Das Arbeiten während einer Krankschreibung basiert aber immer auf Freiwilligkeit.

Wussten Sie: Nur die erste Krankschreibung ist per Telefon möglich. Sind Sie weiterhin krank bis über die Tage der Krankschreibung hinaus, müssen Sie für eine erneute Krankschreibung in der Regel in die Praxis.

Was tun, wenn Ihr Chef Druck macht?

Macht Ihr Vorgesetzter trotz Krankschreibung Druck, dass Sie arbeiten, sollten Sie das Gespräch suchen. Erklären Sie Ihre Situation und sagen Sie ihr oder ihm, dass Sie sich an die ärztliche Anweisung halten müssen.

Falls nötig, können Sie auch den Betriebsrat oder eine Gewerkschaft einschalten, wenn Ihr Vorgesetzter darauf besteht, dass Sie trotz Krankheit arbeiten.

Anna Kristina Bückmann

Anna Kristina Bückmann

Mit ihrem Fachwissen als Volljuristin beantwortet sie für meinrecht.de die alltäglichen Rechtsfragen unserer Leser:innen.

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