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Selbstbedienungskassen: Ab wann ist es Diebstahl?

Immer mehr Supermärkte nutzen SB-Kassen. Das selbstständige Bezahlen spart Zeit und sorgt für mehr Flexibilität - es bringt aber auch Unübersichtlichkeit und wenig Kontrolle mit sich. Schnell ist mal ein Artikel durchgerutscht. Aber wann ist es Diebstahl?
Das Wichtigste in Kürze:
SB-Kassen ermöglichen flexibles, selbstständiges Bezahlen.
Alle Waren müssen korrekt gescannt werden.
Fehlerhafte Scans sind nur unter bestimmten Bedingungen strafbar.
Höheres Diebstahlrisiko durch den Einsatz von SB-Kassen
SB-Kassen werden immer häufiger eingesetzt. Im Jahr 2023 vermerkt das Kölner Forschungs- und Bildungsinstitut EHI, dass die Zahl der Ladendiebstähle deutlich gestiegen ist.
Ist dies auf die Corona-Pandemie zurückzuführen? Oder liegt es an dem Einsatz von SB-Kassen? Das lässt sich schwer abschließend klären. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass der Diebstahl an SB-Kassen 20 bis 30 Prozent höher ausfällt als an normalen Kassen.
Damit an der SB-Kasse nicht geklaut wird, setzen die Läden auf verschiedene Kontroll- und Schutzmaßnahmen wie Kameras, Kontrollpersonal oder Kassenwagen. Dass es gar nicht zu Ladendiebstählen kommt, ist jedoch praktisch unmöglich.
Aber wann ist es überhaupt ein Ladendiebstahl an einer SB-Kasse? Oder anders gesagt: Droht Ihnen schon ein Strafverfahren, wenn Ihnen einmal ein Artikel durchrutscht?
Nicht richtig gescannt – ist das schon Diebstahl?
Von einem Diebstahl kann man – vereinfacht gesagt – immer dann sprechen, wenn Sie mit Absicht eine Sache wegnehmen, die jemand anderem gehört. Und, wenn dieser andere damit nicht einverstanden ist.
Der Ladeninhaber aber ist grundsätzlich damit einverstanden, dass der Kunde oder die Kundin das Produkt nach der Bezahlung mitnimmt.
Tageszeitung statt „Playboy“ gescannt
Bei SB-Kassen ist ein solches Einverständnis des Ladeninhabers jedoch an die Bedingung geknüpft, dass Sie diese auch ordnungsgemäß bedienen. Heißt: Dass Sie auch das Produkt scannen und bezahlen, das Sie kaufen wollen.
So scannte ein 47-Jähriger in einem Supermarkt in Bottrop (NRW) an einer SB-Kasse den Strichcode der Wochenzeitung „WAZ“, für einen damaligen Preis von 1,20 Euro. Der Mann wollte aber den wesentlich teureren „Playboy“ und das Magazin „Stern“ mitnehmen. Für beide Hefte hätte er 8,40 Euro zahlen müssen. Das Oberlandesgericht Hamm sah darin einen Diebstahl. Der 47-Jährige bekam eine Geldstrafe von 100 Euro – ein teurer Einkauf für zwei Zeitschriften.
Absichtlich nicht gescannt?
Aber haben Sie keine Sorge: Sie begehen nicht gleich einen Diebstahl, sollten Sie die SB-Kasse versehentlich einmal falsch bedienen. Denn es kommt darauf an, dass Sie dies auch absichtlich tun. Jurist:innen sprechen hier von Vorsatz.
Haben Sie nur versehentlich das Produkt nicht gescannt, ist es auch kein Diebstahl.
Wichtig: Auch wenn das Nicht-Scannen des Produkts nicht beabsichtigt war, können Sie es nicht einfach mitnehmen und behalten. Der Geschäftsinhaber kann verlangen, dass Sie die Ware dennoch bezahlen oder dem Laden zurückbringen.
Wie verhalten Sie sich richtig?
Beim Einkauf an der SB-Kasse kann es schnell zu Fehlern kommen. Damit nicht jedes nicht eingescannte Produkt strafrechtliche Konsequenzen mit sich bringt, sollten Sie auf Folgendes achten:
Fällt Ihnen nach der Kasse auf, dass Sie beim Bezahlvorgang einen Fehler gemacht haben, kehren Sie um und geben Sie dem Personal Bescheid. So stellen Sie klar, dass es sich lediglich um ein Versehen handelt und Sie die entsprechenden Produkte nicht absichtlich nicht gescannt haben.
Um Unsicherheiten von vornherein zu entgehen, steht in der Regel Personal für Rückfragen und weitergehende Hilfe zur Verfügung.
Sind Sie dennoch unsicher, haben Sie insbesondere bei großen Einkäufen selbstverständlich weiterhin die Möglichkeit, an einer normalen Kasse zu bezahlen.
Fazit: Keine Angst vor der SB-Kasse
SB-Kassen mögen zum Anstieg von Ladendiebstählen führen und ein Risiko durch Fehlbedienung darstellen. Vor alltäglichen Versehen müssen Sie jedoch keine Angst haben. Wer auf eine ordnungsgemäße Bedienung achtet und sich bei Unsicherheiten an das entsprechende Personal wendet, ist auf der sicheren Seite – und kann ruhigen Gewissens die Einkäufe an der SB-Kasse zahlen.
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Lilly Keymel
Steht kurz vor dem ersten juristischen Staatsexamen und hat schon zu Schulzeiten großen Gefallen am Recherchieren und Schreiben gefunden. In juristischen Themen ist sie zu Hause und ergänzt damit perfekt das Autor:innenteam von MEINRECHT.