Anja TopollVon Anja Topoll09.01.2025

Dubai-Schokolade - Ist der Preis schon Wucher?

Lesezeit: 4 minSonstiges
Eine Frau präsentiert eine riesige Tafel Dubai-Schokolade vor ihrem Gesicht.©nicoletaionescu - iStock

Luxus für den Gaumen? Mit Preisen von 10 bis 20 Euro pro 100 Gramm sorgt die Dubai-Schokolade für Gesprächsstoff – und spaltet die Meinungen. Handgemacht, aber oft nicht aus Dubai – aber dürfen sie die Hersteller dann dennoch so nennen? Ein Blick hinter die süße Fassade.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Schokolade, Pistaziencreme, Butter und Kadayif-Teigfäden: Die Zutaten der Dubai-Schokolade sind weder besonders teuer noch außergewöhnlich.

  • Mit 10 bis 20 Euro pro 100 Gramm ist die Dubai-Schokolade extrem teuer, bedingt durch Handarbeit, Transportkosten und geschicktes Marketing.

  • Das Landgericht Köln verbietet zwei Unternehmen die Bezeichnung "Dubai-Schokolade", wenn sie nicht in Dubai produziert wurde.

Was macht die Dubai-Schokolade einzigartig?

Die „Original“ Dubai-Schokolade besteht aus einer Kombination von Schokolade, einer extra cremigen Pistaziencreme, Butter und sogenannten „Engelshaar“ – oder genauer gesagt, Kadayif-Teigfäden. Letztere sind feine, sirup-artige Fäden, die in vielen türkischen und orientalischen Süßspeisen unverzichtbar sind. Was viele jedoch nicht wissen: Diese Zutaten sind weder besonders exotisch noch extrem teuer in der Herstellung.

Trotzdem zahlen Käufer im Supermarkt zwischen 10 und 20 Euro für 100 Gramm dieser „Luxus-Schokolade“. Zum Vergleich: Eine gewöhnliche Tafel Schokolade kostet oft nur zwischen 0,79 und 0,89 Euro. Woher kommt der hohe Preis?

Warum ist Dubai-Schokolade so teuer?

Andreas Wilmers, der Importeur der Dubai-Schokolade, erklärt den hohen Preis so:

„Die originale Dubai-Schokolade kostet umgerechnet 17 Euro, sie ist handgemacht. Dazu kommen dann noch Zoll- und Frachtkosten nach Europa, die wirklich sehr teuer sind.“

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Das mag alles stimmen, aber die Frage bleibt: Was rechtfertigt diesen Preis wirklich? Handgemacht hin oder her – es gibt auch andere handgefertigte Süßigkeiten, die deutlich günstiger sind. Die Antwort liegt zum Teil im Marketing. Dubai, das Emirat, wird weltweit mit Reichtum und Luxus assoziiert. Genau dieses Bild wird von der Schokolade transportiert. Sie verspricht, ein kleines Stück Exklusivität, das sich jeder leisten kann – für den Preis einer guten Flasche Wein.

Kommt die Dubai-Schokolade wirklich aus Dubai?

Darf man ein Produkt „Dubai-Schokolade“ nennen, wenn es gar nicht aus Dubai kommt? Tatsächlich wird die Schokolade oftmals nicht einmal dort hergestellt. Es gibt Beispiele, in denen die Schokolade in Deutschland produziert wird, aber dennoch als „Dubai-Schokolade“ verkauft wird.

Laut EU-Recht gibt es für bestimmte Herkunftsangaben und traditionelle Spezialitäten Schutzregelungen, die verhindern, dass Produkte mit falschen Herkunftsbezeichnungen versehen werden. Dann dürfen die Waren nur so bezeichnet werden, wenn sie tatsächlich aus dem genannten Herkunftsland oder der Region stammen oder entsprechende Zutaten von dort kommen.

Doch gelten diese Regelungen auch für die Dubai-Schokolade? Das Landgericht Köln hat zwei deutschen Unternehmen untersagt, ihre Schokoladenprodukte als "Dubai-Schokolade" zu vermarkten, wenn sie nicht aus Dubai stammen. Das Gericht entschied, dass die Bezeichnungen Verbraucher:innen in die Irre führen, da sie fälschlicherweise annehmen, die Schokolade stamme aus Dubai (33 O 513/24 und 33 O 525/24).

Die Entscheidung des Landgerichts Köln betrifft zunächst nur zwei konkrete Fälle und lässt offen, wie andere "Dubai-Schokoladen"-Produkte behandelt werden. Es wird entscheidend sein, wie diese Produkte genau beworben werden und ob ähnliche Täuschungspotentiale bestehen. Möglicherweise könnte ein anderes Gericht, auch das OLG Köln, zu einer anderen Einschätzung kommen. Ein alternativer Ansatz wäre, dass der Verbraucher „Dubai-Schokolade“ nicht als Herkunftsangabe, sondern als Schokoladensorte versteht – ähnlich wie beim "Wiener Schnitzel", das nicht zwangsläufig aus Wien stammen muss.

Verbote für Aldi Süd und Lidl

Auch Aldi Süd wurde der Verkauf der Luxus-Schokolade vom Landgericht Köln untersagt (AZ: 33 O 544/24) . Der Discounter hat aber Widerspruch gegen die Entscheidung eingelegt. Noch ist offen, wie es mit dem Verkauf bei Aldi weitergeht.

Das Landgericht Frankfurt sah es anders: Die Richter:innen wiesen einen Antrag zurück, der sich gegen den Verkauf der Dubai-Schokolade beim Discounter Lidl gerichtet hatte (AZ: 2-06 O 18/25). Der Zusatz "Dubai" habe sich zu einem Gattungsbegriff gewandelt, heißt es in dem Beschluss. Kund:innen gingen bei der Lidl-Schokolade nicht zwingend davon aus, dass die Einzelbestandteile aus Dubai stammten oder das Gesamtprodukt dort hergestellt worden sei.

Wucher oder fairer Preis?

Eine andere rechtliche Frage, die sich stellt: Ist der hohe Preis Wucher? Nach deutschem Strafrecht liegt Wucher vor, wenn jemand die finanzielle Notlage einer anderen Person ausnutzt, um sich einen unangemessen hohen Vermögensvorteil zu verschaffen (§ 291 Strafgesetzbuch).

Bei der Dubai-Schokolade trifft dies jedoch nicht zu. Niemand wird gezwungen, diese exklusive Schokolade zu kaufen, und wer sich dafür entscheidet, tut dies freiwillig. Niemand wird in seiner Notlage ausgenutzt – es ist einfach eine bewusste Entscheidung, mehr für ein Produkt zu zahlen, das mit Luxus und Exklusivität verbunden wird.

Hier zeigt sich, wie geschickt das Marketing funktioniert. Dubai ist nicht nur ein Ort, sondern ein Synonym für Reichtum, Exklusivität und Luxus. Diese Assoziationen werden auf die Schokolade übertragen. Und wer bereit ist, diesen Preis zu zahlen, tut dies nicht aus Zwang, sondern aus einer Art Wunsch nach Exklusivität, der – zumindest im kleinen Rahmen – auch im Supermarktregal zu finden ist.

Fazit: Ein Hauch von Luxus für den kleinen Geldbeutel

Ob der Preis für die Dubai-Schokolade gerechtfertigt ist oder nicht, bleibt letztlich jedem selbst überlassen. Die Zutaten sind nicht außergewöhnlich, die Herstellung nicht unvorstellbar teuer. Doch der Name „Dubai“ weckt Assoziationen von Luxus, Exklusivität und Wohlstand – und das lässt die Schokolade in einem anderen Licht erscheinen.

Am Ende ist es vor allem das Marketing, das den Preis rechtfertigt. Wer sich für die Schokolade entscheidet, bekommt nicht nur einen süßen Genuss, sondern auch ein kleines Stück „Dubai“ für die Zunge – und das zu einem Preis, der so manchen in Staunen versetzen dürfte.

Anja Topoll

Anja Topoll

Als Anwältin beantwortet sie rechtliche Fragestellungen und liefert praxisorientierte Einblicke zu aktuellen Themen für meinrecht.de.

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